Wie klingt was? - Kita kinderzimmer Hamburg

Wie klingt was?

  • Circa 4 Minuten Lesezeit

Protokoll: Vivian Alterauge | Fotos: I Like Birds

Kinder lieben es, genau hinzuhören: Hat da ein Ästchen geknackt, eine Taube gegurrt, ein Wasserhahn getropft? Und wenn man damit auch noch eine Geschichte vertonen kann, dann sind die Kleinen im Bann von Hörspiel oder Film mit Knistern oder Knarren, mit Stürmen oder der kleinen Hexe. Der Geräuschemacher Martin Langenbach erklärt, wie das beim Profi klingt. Und wie Sie das zu Hause beim Vorlesen nachmachen können.

Kinder lieben es, genau hinzuhören: Hat da ein Ästchen geknackt, eine Taube gegurrt, ein Wasserhahn getropft? Und wenn man damit auch noch eine Geschichte vertonen kann, dann sind die Kleinen im Bann von Hörspiel oder Film mit Knistern oder Knarren, mit Stürmen oder der kleinen Hexe. Der Geräuschemacher Martin Langenbach erklärt, wie das beim Profi klingt. Und wie Sie das zu Hause beim Vorlesen nachmachen können.

Der Alltag ist voller Geräusche – jedoch merken wir erst, wie viele es sind, wenn sie plötzlich fehlen. Bei Kino- und Fernsehfilmen wird während des Drehs zunächst nur die Sprache aufgenommen, denn Störgeräusche wie zum Beispiel eine Autobahn kann man nicht einfach wieder wegschneiden, wenn sie einmal da sind. Bestünde der Film aber nur aus Dialogen, nicht aus Schritten, Klappern von Teekannen oder Pferdehufen, würden wir vermutlich nicht benennen können, was fehlt, aber es komisch finden, denn die Alltagstöne sind jene, die uns in einen Film reinziehen. Deshalb werden sie nachträglich – und manchmal auch deutlicher als im Alltag – wieder eingebaut in den Film. Wenn wir den Orkan pfeifen hören, fangen wir an zu frieren.

Die kleine Hexe hat viel geknarrt.

Als Geräuschemacher bin ich für Alltagsgeräusche und Töne allgemein stärker sensibilisiert. Ich freue mich über Blätterrauschen, störe mich nicht an lauten Tönen, sondern nehme sie wahr und akzeptiere sie. So sehe und höre ich die Umwelt vielseitig. Es geht mir vielleicht ein bisschen so wie dem sechzehn Monate alten Sohn eines Freundes, der Flugzeuge am Himmel hört und sich darüber freut. Er entdeckt für sich ganz neue Dinge, und ich entdecke Bekanntes immer wieder neu.

Bei meiner Arbeit kümmere ich mich um die Geräusche, die unmittelbar mit der Handlung eines Schauspielers zu tun haben. Hauptsächlich sind das Schritte und Bewegungen. Mein ehemaliger Chef sagte früher immer: Gute Geräuschemacher erkennt man an den Schritten. Ich sehe mir also den Film an, und dann überlege ich: Wie muss das klingen? Hat er oder sie harte oder weiche Absätze? Schlurft sie? Stolpert das Kind? Ist die Person traurig? Wie laut raschelt die Jacke, wenn er durch den Sturm läuft? Das könnte man gar nicht mit dem Computer machen, weil Computer keine Gefühle erkennen. Und so ziehe ich die passenden Schuhe an und mache die Schritte im Stehen mit der Hacke und rolle wieder ab. Je kleiner das Kind, desto mehr arbeite ich nur mit dem vorderen Fuß und laufe keine rhythmischen Schritte, sondern tapse eher unregelmäßig.

Schnee ist schwer zu imitieren.Mit Maisstärke,Federkissen und Kiesel.

Töne wie Donner, Wind oder auch Tiergeräusche kommen meistens aus einem Tonarchiv, darum kümmern sich Sounddesigner und Atmo-Editoren. Die Geräusche, die ich nachmache, lassen sich in den meisten Fällen am besten darstellen mit den tatsächlichen Gegenständen. Ich habe um die vierzig Paar Schuhe, auch Pferdeschuhe oder Kokosnuss-Schalen für das Klackern von Pferdehufen. Nur bei Schnee muss der Geräuschemacher betrügen. Schnee ist schwer fürs Studio zu besorgen. Wenn Menschen durch Tiefschnee laufen, fülle ich Mais-stärke in ein Säckchen und drücke, knete und quetsche es. Mit einem Daunenkissen hört sich alles fluffiger an. Wenn der Schnee an der Oberfläche gefroren ist, nehme ich Kieselsteine. Ich habe für viele Kinderfilme Geräusche gemacht, bei der „Kleinen Hexe“ hat viel geknarrt, da habe ich selbst gebaute Kisten verwendet, die das Quietschen wiedergeben. Das sind dann die Stellen im Film, wo die Kinder richtig reingezogen werden in die Handlung, lachen, weil sich die Töne so lustig anhören. Für sie funktioniert Lachen oft nicht nur durch Handlung, sondern durch das, was sie so hören. Und wenn die kleine Hexe etwas im hohen Bogen durch die Luft wirft und es mit einem großen Platsch in einer Badewanne landet, muss ich mich anstrengen, dies lustig zu vertonen und nicht nur realitätsgetreu.

Kizi-DIY: Wie man Alltagsgeräusche am besten nachmachen kann.

Kinder lieben Töne und lernen sogar etwas über Physik von ihnen. Wir haben hier mithilfe von Martin Langenbach ein paar Alltagsgeräusche zusammengestellt, die sich wunderbar nachmachen lassen. Als Ratespiel für die Kinder oder für kleine eigene Hörspiele.

Schnee:

Maisstärke in eine Schüssel füllen und kneten.

Wind:

Ein dünnes Tuch schnell über eine Tischkante ziehen; oder auf den Rand eines Weinglases pusten.

Wasserfall:

Mit der Dusche Wasser in die halb gefüllte Badewanne fließen lassen, in der dabei umgedrehte Plastikschüsseln und zwei bis drei Steine stehen.

Plätschernder Bach:

Die Hand in einer mit Wasser gefüllten Schüssel hin- und herbewegen.

Sprung ins Wasser:

Ein mit Sand gefülltes Säckchen in eine mit Wasser gefüllte Schüssel werfen.

Regen:

Regenschirm falsch herum halten und Reiskörner einzeln hineinprasseln lassen.

Nach dem Gespräch fiel der Autorin auf: Ihre Tochter (anderthalb Jahre) scheint bereits reges Interesse am Geräuschemachen zu haben. Sie liebt es, Schuhe von Mama und Papa oder Gästen anzuziehen und damit den Flur auf und ab zu stolzieren – oder zu schlurfen. Am liebsten natürlich in Absatzschuhen, die machen den größten Lärm. Sorry, liebe Nachbarn!