“Ein Junge spielt nicht mit Puppen.“ Ein Klischee aus Omas Zeiten?

Das Klischee „Typisch Junge, Typisch MĂ€dchen!“ ist schon lĂ€ngst verstaubt. Denkste! Leider nehmen Geschlechterklischees seit einigen Jahren wieder zu, obwohl wir seit den 1970er Jahren Genderdebatten fĂŒhren. Experten aus Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft bestĂ€tigen die Zunahme von Geschlechterklischees. Der Trend wird insbesondere durch den Normierungsdruck, den Medien und Werbung ausĂŒben, erklĂ€rt.

Eltern finden es wieder zunehmend seltsam, wenn der eigene Sohn am liebsten mit Puppen spielt und die Tochter den Bagger der Puppe vorzieht. Das ist ĂŒberhaupt kein Grund zur Sorge. Das ist sogar ein riesengroßer Grund zur Freude. Die Gesellschaft (und die Werbung) hat uns nĂ€mlich ĂŒber Jahrzehnte hinweg beigebracht, was typisch Junge und was typisch MĂ€dchen zu sein hat. Oft ohne dass wir das bewusst wahrnehmen. Umso schöner zu sehen, dass Kinder diese Rollenbilder noch nicht ĂŒbernommen haben und mit den Dingen spielen, auf die sie wirklich Lust haben. So entdecken sie automatisch ihre eigenen FĂ€higkeiten und Vorlieben. Traditionelle Rollenbilder hingegen sorgen wie ein unbequemes Korsett dafĂŒr, dass kindliche Entwicklung und freie Entfaltung eingeschrĂ€nkt werden. Klischees stehen einer selbstbestimmten Persönlichkeit tendenziell im Weg.

Womit Kinder spielen, hat großen Einfluss auf ihre seelische, körperliche und kognitive Entwicklung. Durch das Spielen eignet sich Dein Kind viele wichtige FĂ€higkeiten an. Es trainiert den Kontakt mit anderen, fördert sein eigenes Sozialverhalten und lernt außerdem, mit GefĂŒhlen umzugehen. Die Sprache wird ebenso trainiert wie rĂ€umliches Vorstellungsvermögen, motorische FĂ€higkeiten und KreativitĂ€t. Dein Kind entwickelt im Spiel ein Bewusstsein fĂŒr sich selbst und seine Rolle in der Welt. Demnach ist es wichtig, dass Du Deinem Kind entsprechendes Spielzeug zur VerfĂŒgung stellst und dabei Klischees so gut wie möglich vermeidest.  Studien belegen sogar, dass Kinder ihr Potential nicht ausschöpfen, weil sie unterbewusst in AbhĂ€ngigkeit ihres Geschlechtes einschĂ€tzen, was sie können oder dĂŒrfen.

Vorsicht: Unbewusste Klischees sind hinterhÀltig!

Spielzeug fĂŒr MĂ€dchen ist immer rosa. Und das fĂŒr Jungs blau. So ein Quatsch, denkst Du? Sehr gut. Diese stereotypische Zuordnung sollte der Vergangenheit angehören. Aber obwohl wir in einer modern denkenden Gesellschaft leben, in der wir versuchen diese Rollenbilder zu vermeiden, tappen selbst die aufgeklĂ€rtesten Eltern manchmal in die Klischee-Falle. Denn wir haben von klein auf internalisiert, dass es Spielzeug „fĂŒr MĂ€dchen“ und „fĂŒr Jungen“ gibt. Das passiert durchaus unbewusst, weshalb hier Eltern reflektiert und sensibel agieren sollte. Selbst die kleinsten Kinder haben schon ein GespĂŒr dafĂŒr, was von ihnen erwartet wird. Und das macht auch vor Rollenzuschreibungen nicht Halt. Schaust Du Deinen Jungen schief an, wenn er zur Puppe oder zum rosa Wachsstift greift, wird er das kĂŒnftig eher vermeiden. So werden Kinder frĂŒhzeitig in starre Rollen gedrĂ€ngt.

Wie Du Dir bereits schon denken kannst, sollten MĂ€dchen wie Jungen aus einer abwechslungsreichen, bunten Mischung verschiedenster Spielsachen wĂ€hlen dĂŒrfen. So gibst du Deinem Kind den entsprechenden Raum, um seine Entwicklungsmöglichkeiten auszuschöpfen und Talente zu entdecken. Gerade wir Erwachsenen sind dazu angehalten, bei der Wahl des Spielzeugs wertfrei zu agieren und Klischees keinen Raum zu geben. Weshalb sollten Kinder aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit auf etwas verzichten mĂŒssen?

Welches Spielzeug ist dann aber sinnvoll?

Wird Spielzeug stur den Geschlechtern zugeordnet, werden den Sprösslingen wichtige Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten vorenthalten. Dein Kind braucht somit ein entsprechendes Angebot, um das eigene Potential auszuschöpfen. Deshalb ergibt es durchaus Sinn, Jungen auch mit Puppen, KinderkĂŒchen oder einem Prinzessinnenschloss spielen zu lassen. Gerade dieses Spielzeug ist nĂ€mlich bestens geeignet, um die emotionale Intelligenz zu fördern. Denn wenn der kleine Junge sich in Rollenspielen und Fantasiewelten verliert, mit Sprache spielt, GefĂŒhle benennt, Empathie und FĂŒrsorge entwickeln, entdeckt er neue Möglichkeiten, die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Und durchbricht damit gleichzeitig gĂ€ngige Rollenbilder. Etwas, das man doch eigentlich fĂŒr seinen Sohn möchte, oder?

Typisches “Jungsspielzeug“ wie Bauklötze und Autos fördert im Gegensatz dazu das  rĂ€umliche und analytische Denken. Auch motorische Fertigkeiten, Durchsetzungsvermögen sowie Strategien zur KonfliktbewĂ€ltigung werden trainiert. Um Deinem Kind die besten Startbedingungen zu schaffen, bietet es sich demnach an, emotionale Intelligenz und logisches Denken im Kinderzimmer zu kombinieren.

Klischeefreie Zukunft heißt ProsperitĂ€t fĂŒr alle!

Lassen wir einfach unsere Jungen mit Puppen und unsere MĂ€dchen mit Autos spielen! Denn im Endeffekt liegt es vor allem an uns, eingefahrene Rollenbilder aufzulösen. Unser gemeinsames Ziel sollte es sein, dass in Zukunft MĂ€nner mit Staubsauger und Kinderwagen eine SelbstverstĂ€ndlichkeit sind. Und Frauen, die lieber Reifen wechseln als das Geschirr abzuspĂŒlen, Anerkennung statt Abwertung erfahren.

Klingt weit hergeholt, ist aber Fakt: Ohne Geschlechterklischees können wir sogar dem FachkrÀftemangel effektiv begegnen, denn die Wirtschaft kÀmpft immer noch mit Frauenmangel in technischen Berufen.

In der Kita kinderzimmer wĂ€hlen Kinder ihr Lieblingsspielzeug selbst aus einer umfangreichen, altersgerechten Auswahl an hochwertigen Spielsachen. Denn wir erkennen und fördern das Potential jedes Kindes heute fĂŒr eine chancengleichere und damit auch klischeefreie Gesellschaft morgen.