Wie sieht die Kita von übermorgen aus? - Kita kinderzimmer Hamburg

Wie sieht die Kita von übermorgen aus?

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Die Digitalisierung verändert den Alltag grundlegend. Wir erklären, wie Ihre Kinder künftig die Digitalisierung in der Kita ganz natürlich erleben werden – und warum das schön und sinnvoll ist. Dazu drei Trends und eine Erkentnis: Die Zukunft kann kommen – freuen wir uns drauf!

1. Guten Appetit.

Lernen digital ergänzt Lernen klassisch.

Angenommen, Ihre Kleinen erlernen die Länder und Kontinente anhand einer App im Tablet statt an der Tafel, in Begleitung der Erzieherin. Eine Katastrophe? Ein Fortschritt? Die Diskussion über das digitale Lernen – sei es mit Smartphones, Touchscreens oder sprechen den Lernstiften – ist manchmal etwas festgefahren. Auf der einen Seite stehen die begeisterten Anhänger, sie glauben, es sei eine Revolution und könne vergleichsweise starre analoge Produkte wie Bücher mittelfristig vollständig ersetzen. Auf der anderen Seite stehen die jenigen, die im digitalen Lernen den Untergang der Erziehung und des selbstständigen Denkens sehen, weil die Kinder wie kleine Zombies nur noch vor Bildschirmen sitzen. „Beide Denkweisen sind nicht nur zu extrem, sie sind auch im Ansatz falsch“, sagt Professor Christian Stamov Roßnagel, Lernforscher an der Jacobs University Bremen. Digitales Lernen sei kein Entweder oder Konzept, keine Alternative zum herkömmlichen Lernen. Ein Zoobesuch mit Abstecher zum Giraffengehege ist immer eine eindringlichere Erfahrung als ein Film über Giraffen. Aber wenn die Kinder am nächsten Tag ein Multimedia-Quiz über Giraffen machen, dann verfestigt sich das Erlebnis – und neues Wissen kommt hinzu. Eine derartige gegenseitige Ergänzung und Verknüpfung wird die Didaktik künftig bestimmen.

2. Mors, Mors!

Vom Zuschauer zum Medienmacher.

Ob in den sozialen Netzwerken oder in der Eins zu eins Kommunikation mit Freunden und Familie – heute ist jeder ein eigener kleiner Sender. Ein Video ist im Nu selbst gedreht und geschnitten, eine Audionachricht eingesprochen und abgeschickt. Das kennen Sie selbst sicher schon länger: ein Filmchen vom Tierparkbesuch hier, eine Videobotschaft für Oma und Opa da, per WhatsApp versendet. Und die älteren Kitakinder, so ab fünf, versuchen sich auch selbst schon als kleine Regisseure. Diese Kompetenz wird in beruflichen Zusammenhängen später immer wichtiger werden: Fotos zu machen und kleine Filme zu drehen, zu bearbeiten und zu optimieren. Das zu lernen, fördert die Kreativität und das abstrakte Denken. Und es vermittelt den Kindern eine Basiskompetenz, die sie immer wieder brauchen werden – als kleine Moderatoren, Akteure und Regisseure ihres Lebens, das sich vermehrt ums Digitale drehen wird. Was aber hoffentlich immer vermittelt wird: wie gut es sich anfühlt, ein Buch in die Hand zu nehmen oder an einer Blume zu riechen!

Touchen und Screeen gehören in den Alltag der Zukunft, deshalb ist es sinnvoll, dass die Kinder damit schon früh einen natürlichen Umgang üben.

Professor Christian Stamov Roßnagel

3. Bitte draufpatschen!

Smarte Oberflächen für smarte Kinder.

Hat Ihr Kleiner schon die Zähne geputzt? Der Badezimmerspiegel gibt Antwort. Auf ihn können Kinder tippen, um ein Erklärvideo fürs Zähneputzen zu sehen; anschließend machen sie einen Haken neben dem eigenen Bild, wenn sie die Zähne geputzt haben. Oder vielleicht ein Touchscreen am eigenen Fach, auf dem Kinder anhand von Bildern schauen und aussuchen können, was es später zu essen gibt und wer als Nächstes Geburtstag hat. Vielleicht haben sie auch eine Frage zu ihrem Lieblingstier und können dazu auf einem kleinen Monitor im Gruppenraum klicken? Touchen und Screenen wird in der Kita allgegenwärtig sein – und das sei gut so, sagt Stamov Roßnagel: „Es gehört einfach in den Alltag der Zukunft, deshalb ist es sinnvoll, dass die Kinder damit schon früh einen natürlichen Umgang üben.“

4. Die Erkenntnis:

Let’s netz!

Täten Sie Ihren Kindern also einen Gefallen, wenn Sie sie darin bestärkten, Mini-IT-Profi zu werden? Sie stellen von Smartwatch bis Intel Core i9 Tower alles zur Verfügung, Ihr Kind gründet später das nächste Amazon und bietet großmütig an, Ihnen den vorzeitigen Ruhestand auf den Seychellen zu spendieren? Wahrscheinlich nicht, aber hören Sie bitte niemals auf zu träumen. Womit Sie Ihrem Kind tatsächlich einen großen Gefallen tun: Medienkompetenz. Diese beinhaltet nicht nur das Wissen darüber, welche Knöpfe man drücken muss, sondern auch, wie man mit digitalen Medien verantwortungsbewusst umgeht. Es geht dabei um mehr als die Frage: „Wie viel Zeit darf mein Kind am Tag an Gerät X verbringen?“, obwohl diese auch berechtigt ist, schließlich bekommt man vom iPad irgendwann genauso viereckige Augen wie vom Fernseher … Aber gerade für kleinere Kinder ist es wichtig, Medienerlebnisse zu verarbeiten und über sie sprechen oder sich anders emotional mit ihnen beschäftigen zu können. Dabei können die Eltern sie prima unterstützen. Und auch dabei, sich Filter anzutrainieren und digitale Inhalte kritisch zu hinterfragen – nach und nach zumindest. Die Kinder lernen so zu unterscheiden, was falsch ist und was echt. Zusammen mit altersgerechten Inhalten und einem gesunden Maß an Medienkonsum zeigt das wie bei den meisten Themen: Die Mitte ist golden.

Für die einen mag dieser Blick in die Zukunft beängstigend klingen, bei den anderen mag er Vorfreude auslösen. Wichtig ist, sich klarzumachen: Bis diese Zukunft flächendeckend in Deutschlands Kitas ausgerollt ist, dauert es noch einige Jahre, mindestens. Bis dahin nur die Ruhe. Ihre Kinder werden den Umgang mit den neuen Medien auch so lernen – solange sie den richtigen Zugang dazu haben.