Umwelt und Technik
Wie sieht die Kita von ĂŒbermorgen aus?
Vom Autofahren bis zum Einkaufen: Die Digitalisierung verÀndert den Alltag. Doch keine Sorge: Toben ohne Technik bleibt auch in Zukunft aktuell.
Text: Christian Heinrich

Die Digitalisierung verĂ€ndert den Alltag grundlegend. Wir erklĂ€ren, wie Ihre Kinder kĂŒnftig die Digitalisierung in der Kita ganz natĂŒrlich erleben werden â und warum das schön und sinnvoll ist. Dazu drei Trends und eine Erkentnis: Die Zukunft kann kommen â freuen wir uns drauf!
1. Guten Appetit.
Lernen digital ergÀnzt Lernen klassisch.
Angenommen, Ihre Kleinen erlernen die LĂ€nder und Kontinente anhand einer App im Tablet statt an der Tafel, in Begleitung der Erzieherin. Eine Katastrophe? Ein Fortschritt? Die Diskussion ĂŒber das digitale Lernen â sei es mit Smartphones, Touchscreens oder sprechen den Lernstiften â ist manchmal etwas festgefahren. Auf der einen Seite stehen die begeisterten AnhĂ€nger, sie glauben, es sei eine Revolution und könne vergleichsweise starre analoge Produkte wie BĂŒcher mittelfristig vollstĂ€ndig ersetzen. Auf der anderen Seite stehen die jenigen, die im digitalen Lernen den Untergang der Erziehung und des selbststĂ€ndigen Denkens sehen, weil die Kinder wie kleine Zombies nur noch vor Bildschirmen sitzen. âBeide Denkweisen sind nicht nur zu extrem, sie sind auch im Ansatz falschâ, sagt Professor Christian Stamov RoĂnagel, Lernforscher an der Jacobs University Bremen. Digitales Lernen sei kein Entweder oder Konzept, keine Alternative zum herkömmlichen Lernen. Ein Zoobesuch mit Abstecher zum Giraffengehege ist immer eine eindringlichere Erfahrung als ein Film ĂŒber Giraffen. Aber wenn die Kinder am nĂ€chsten Tag ein Multimedia-Quiz ĂŒber Giraffen machen, dann verfestigt sich das Erlebnis â und neues Wissen kommt hinzu. Eine derartige gegenseitige ErgĂ€nzung und VerknĂŒpfung wird die Didaktik kĂŒnftig bestimmen.
2. Mors, Mors!
Vom Zuschauer zum Medienmacher.
Ob in den sozialen Netzwerken oder in der Eins zu eins Kommunikation mit Freunden und Familie â heute ist jeder ein eigener kleiner Sender. Ein Video ist im Nu selbst gedreht und geschnitten, eine Audionachricht eingesprochen und abgeschickt. Das kennen Sie selbst sicher schon lĂ€nger: ein Filmchen vom Tierparkbesuch hier, eine Videobotschaft fĂŒr Oma und Opa da, per WhatsApp versendet. Und die Ă€lteren Kitakinder, so ab fĂŒnf, versuchen sich auch selbst schon als kleine Regisseure. Diese Kompetenz wird in beruflichen ZusammenhĂ€ngen spĂ€ter immer wichtiger werden: Fotos zu machen und kleine Filme zu drehen, zu bearbeiten und zu optimieren. Das zu lernen, fördert die KreativitĂ€t und das abstrakte Denken. Und es vermittelt den Kindern eine Basiskompetenz, die sie immer wieder brauchen werden â als kleine Moderatoren, Akteure und Regisseure ihres Lebens, das sich vermehrt ums Digitale drehen wird. Was aber hoffentlich immer vermittelt wird: wie gut es sich anfĂŒhlt, ein Buch in die Hand zu nehmen oder an einer Blume zu riechen!
Touchen und Screeen gehören in den Alltag der Zukunft, deshalb ist es sinnvoll, dass die Kinder damit schon frĂŒh einen natĂŒrlichen Umgang ĂŒben.
3. Bitte draufpatschen!
Smarte OberflĂ€chen fĂŒr smarte Kinder.
Hat Ihr Kleiner schon die ZĂ€hne geputzt? Der Badezimmerspiegel gibt Antwort. Auf ihn können Kinder tippen, um ein ErklĂ€rvideo fĂŒrs ZĂ€hneputzen zu sehen; anschlieĂend machen sie einen Haken neben dem eigenen Bild, wenn sie die ZĂ€hne geputzt haben. Oder vielleicht ein Touchscreen am eigenen Fach, auf dem Kinder anhand von Bildern schauen und aussuchen können, was es spĂ€ter zu essen gibt und wer als NĂ€chstes Geburtstag hat. Vielleicht haben sie auch eine Frage zu ihrem Lieblingstier und können dazu auf einem kleinen Monitor im Gruppenraum klicken? Touchen und Screenen wird in der Kita allgegenwĂ€rtig sein â und das sei gut so, sagt Stamov RoĂnagel: âEs gehört einfach in den Alltag der Zukunft, deshalb ist es sinnvoll, dass die Kinder damit schon frĂŒh einen natĂŒrlichen Umgang ĂŒben.â
4. Die Erkenntnis:
Letâs netz!
TĂ€ten Sie Ihren Kindern also einen Gefallen, wenn Sie sie darin bestĂ€rkten, Mini-IT-Profi zu werden? Sie stellen von Smartwatch bis Intel Core i9 Tower alles zur VerfĂŒgung, Ihr Kind grĂŒndet spĂ€ter das nĂ€chste Amazon und bietet groĂmĂŒtig an, Ihnen den vorzeitigen Ruhestand auf den Seychellen zu spendieren? Wahrscheinlich nicht, aber hören Sie bitte niemals auf zu trĂ€umen. Womit Sie Ihrem Kind tatsĂ€chlich einen groĂen Gefallen tun: Medienkompetenz. Diese beinhaltet nicht nur das Wissen darĂŒber, welche Knöpfe man drĂŒcken muss, sondern auch, wie man mit digitalen Medien verantwortungsbewusst umgeht. Es geht dabei um mehr als die Frage: âWie viel Zeit darf mein Kind am Tag an GerĂ€t X verbringen?â, obwohl diese auch berechtigt ist, schlieĂlich bekommt man vom iPad irgendwann genauso viereckige Augen wie vom Fernseher ... Aber gerade fĂŒr kleinere Kinder ist es wichtig, Medienerlebnisse zu verarbeiten und ĂŒber sie sprechen oder sich anders emotional mit ihnen beschĂ€ftigen zu können. Dabei können die Eltern sie prima unterstĂŒtzen. Und auch dabei, sich Filter anzutrainieren und digitale Inhalte kritisch zu hinterfragen â nach und nach zumindest. Die Kinder lernen so zu unterscheiden, was falsch ist und was echt. Zusammen mit altersgerechten Inhalten und einem gesunden MaĂ an Medienkonsum zeigt das wie bei den meisten Themen: Die Mitte ist golden.
FĂŒr die einen mag dieser Blick in die Zukunft beĂ€ngstigend klingen, bei den anderen mag er Vorfreude auslösen. Wichtig ist, sich klarzumachen: Bis diese Zukunft flĂ€chendeckend in Deutschlands Kitas ausgerollt ist, dauert es noch einige Jahre, mindestens. Bis dahin nur die Ruhe. Ihre Kinder werden den Umgang mit den neuen Medien auch so lernen â solange sie den richtigen Zugang dazu haben.