Aufklärung von Kindern - Kita kinderzimmer Hamburg

Aufklärung von Kindern: Mit Wissen gestärkt – Für Schutz und Selbstvertrauen

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An einem Frühlingstag raus in den Garten und dort nackt auf dem Trampolin hüpfen- wie warm sich die Sonne auf der Haut anfühlt. Die Luft kitzelt und der Penis wackelt lustig, der kleine Junge findet das lustig und zeigt eifrig dorthin. Das Mädchen ruckelt in der U-Bahn auf dem Sitz hin – und her und fasst sich in den Schritt. “Mama, hier juckt es.” Klar, Eltern und Erzieherinnen und Erzieher kennen solche Situationen. Sie sind Zeichen frühkindlicher Sexualität und kindlicher Unbefangenheit. Peinlichkeit und Scham empfinden wir Großen, die Kleinen nicht.

Aufklärung ist wichtig – aber wann?

Menschen brauchen ihre Sinne: wir hören, riechen, schmecken. Auch das Spüren des eigenen Körpers ist ein wichtiges Bedürfnis. Babys und Kleinkinder leben im Augenblick, sie erspüren und erleben unbefangen und spielerisch. Gerade deswegen sind bei Eltern und Babys auch Pekip-Kurse beliebt, bei denen sich die Kleinsten nackt bewegen und erspüren. Auch schon die Kleinsten lieben es, wenn ihre Haut berührt wird. Sie können schon Berührungen als sehr lustvoll empfinden, hier wird von kindlicher Sexualität gesprochen, aber diese kindliche Sexualität ist anders als die der Erwachsenen. Kindern geht es nicht darum, Lust mit einer anderen Person zu erleben, für Kinder sind die ersten Berührungen ein sinnliches, wohliges Erleben. Sie berühren sich selbst, erkunden den Körper und es fühlt sich gut an. Diese Gefühle sind bei Kindern keine gezielte sexuelle Handlung, sie sind einfach vorhanden.Dass nicht jeder Mensch nackt gleich aussieht, das ist für Kinder, die ihre Geschwister und die Eltern ohne Kleider sehen, selbstverständlich. Aber das Konzept, dass es unterschiedliche Geschlechter gibt, baut sich erst auf. Im zweiten Lebensjahr entdecken Kinder ihre eigenen Genitalien, mögen es, ohne Windel zu sein. Selbstwahrnehmung und ein gutes Körperbewusstsein lernen Kinder dadurch, dass sie mit bloßen Füßen und auch nackt spielen dürfen. Ab dem dritten Lebensjahr fangen Kinder an, zu fragen, zum Beispiel:  „Warum hat Papa da Haare?” , „Haben alle Frauen einen Busen?“ Kinder, die Fragen stellen, möchten kindgerechte Antworten hören. Das ist Aufklärung von Anfang an. Es ist wichtig, dass Kinder einen positiven Zugang zu ihrem Körper haben. und auch die sachlich korrekten Namen für alle Körperteile kennen. Das macht sie stark und schützt sie auch vor Grenzverletzungen!

Mit vier oder fünf ist die geistige und körperliche Entwicklung so weit, dass das Interesse für andere immer wichtiger wird. Kinder in diesem Alter lieben Rollenspiele, Eltern-Kind-Spiele und auch Doktorspiele. Sie suchen Nähe und sind neugierig und einige Kinder betrachten und entdecken nicht nur sich, sondern gucken auch, wie die anderen aussehen.

Was ist schon normal?

Das Bewusstsein über den eigenen Körper – und die der anderen wächst. Wenn sich Kinder also auf der Toilette oder beim Umziehen sehr neugierig beobachten oder sich gemeinsam gegenseitig nackt angucken oder auch anfassen – dann ist das total normal. Es ist ein unbefangenes Erleben und Entdecken. Kinder erforschen sich, einfach weil es spannend ist. Die Handlung ist nicht zielgerichtet oder auf Befriedigung ausgelegt, sie schließen wie selbstverständlich den ganzen Körper ins Spiel ein. Für sie ist ein “Doktorspiel” ein Spiel wie jedes andere. Erzieherinnen und Erzieher sorgen für klare Regeln:  Körpererkundungspiele finden nur zwischen gleichaltrigen Kindern statt, die beide zugestimmt haben. Kleidung darf hoch oder runter – aber nicht vollständig ausgezogen werden. Jedes Kind kann jederzeit Nein oder Stopp sagen, das wird sofort akzeptiert. Nichts und niemand dringt in Körperöffnungen ein. Die Rückzugsecken in der Kita kinderzimmer sind so gestaltet, dass sie den Kindern Privatsphäre bieten, gleichzeitig aber für das pädagogische Personal einsehbar bleiben, um die Sicherheit aller zu gewährleisten. Kinder sind keine Erwachsenen: Frühkindliche Sexualität ist etwas ganz Natürliches. Entdeckungsreisen unter Kindern nach den bekannten klaren Regeln können dazu gehören.

Mit diesen Tipps gelingt die Aufklärung:

Dein Körper ist gut, deine Gefühle sind okay!

Wie gut unsere körperliche Selbstwahrnehmung ist und wie positiv für uns unsere eigene Sexualität im weiteren Verlauf des Lebens ist, hängt stark mit den Erfahrungen zusammen, die wir in der Kindheit machen. Werden Kinder wegen ihrer körperlichen Neugier verurteilt oder ausgeschimpft, fangen sie an, sich zu verstecken und zu schämen. Sie haben das Gefühl, sinnliches Erleben und Körperlichkeit sind mit Scham und Tabu besetzt. Kinder Selbstwirksamkeit spüren zu lassen stärkt sie und ihr Selbstgefühl.

Schritt für Schritt zur Aufklärung.

Wenn Kinder Fragen stellen wie “Wie ist das Baby eigentlich in deinen Bauch reingekommen?” ist es wichtig, ihnen altersgerechte Antworten zu geben. Eltern können hier die Methode der Gegenfrage als Einstieg nutzen: “Hast du dir da schon Gedanken gemacht? Wie stellst du dir das vor?” Es gibt viele tolle Bücher – hier geben unsere pädagogischen Fachkräfte auch gerne Tipps – die genutzt werden können, um gemeinsam mit dem Kind auf die Suche nach Antworten zu gehen und ins Gespräch zu kommen. Aufklärung ist die beste Präventation gegen sexuelle Gewalt. Nur informierte Kinder können einordnen, wenn etwas NICHT in Ordnung ist.

Grenzen setzen.

„Nein heißt immer Nein.“ Dieser Satz ist für jedes Kind wichtig, denn sie sollen ja von klein auf lernen, auch ihre Grenzen zu wahren und über sich und den eigenen Körper zu bestimmen. Wenn ein Kind etwas nicht möchte, sei es, von Mama durchgekitzelt zu werden, sich mit der Freundin nackt auszuziehen oder einen Kuss von Opa zu bekommen, dann muss das Nein auch respektiert werden.

Richtige Namen geben.

„Jonas hat mir heute an meinem Zwuckel weh getan!” Ja, wenn die Erzieherin nur wüsste, was das sein soll! Damit Kinder sich gut schützen können und auch klar benennen können, wenn es Grenzüberschreitungen gibt, ist es wichtig, dass sie nicht nur lustige Wörter kennen, die nur die eigene Familie versteht oder verschämte Umschreibungen, wie “da unten”. Ja klar gibt es viele umgangssprachliche Bezeichnungen, aber jedem Kind  sollte das “offizielle” Vokabular wie  Penis, Scheide oder Vulva bekannt sein.

Das will Mama aber jetzt nicht.

Nicht jeder mag sich gern nackt zeigen. Niemand braucht das eigene Schamgefühl zu übergehen. Unsere Kinder verstehen, wenn wir ihnen klar und ruhig sagen, dass wir etwas nicht möchten. Wenn wir die Klotür schließen möchten, dürfen auch wir Großen einen Moment allein sein. Kinder lernen wie von selbst, dass jeder das Recht hat, Nein zu sagen. Auch sie selbst.

Nicht überall, bitte …

Beim Besuch bei der Großtante mit Wonne in der Hose rumwühlen, den Rock heben– upps,  das ist für Erwachsene unangenehm. Da hilft schnelle Ablenkung und ein Satz wie: „Zu Hause ist es okay, wenn du das machst, aber nicht in der Öffentlichkeit.“ Sich selbst anfassen oder nackt zeigen ist nicht immer angebracht. Heute ist es auch ein Schutz, denn mit einem Smartphone kann jeder Filme machen, egal wo. Manches bleibt privat, das versteht auch das Kind.

In schwierigen Situationen.

Wenn ein Kind von einem anderen zu etwas gezwungen wurde, müssen wir Erwachsenen eingreifen. Aber möglichst nicht zu übertrieben. Vernünftig darüber reden und sagen, dass niemand etwas gegen seinen Willen tun sollte, bewirkt mehr als Bestrafungen und Schimpferei.

Niemand kennt das eigene Kind so gut wie Mama und Papa. Wenn etwas nicht stimmt, sollte die Intuition siegen. Das Kind sollte immer wissen, dass es auf Mama und Papa zukommen kann. Gemeinsam wird dann der Sache auf den Grund gegangen.

Aufs Bauchgefühl hören.

Niemand kennt das eigene Kind so gut wie die eigenen Eltern. Hören wir achtsam und feinfühlig zu, wenn das Kind etwas erzählt, wird klar: hier stimmt etwas nicht. Wirkt ein Kind stark verändert, schläft plötzlich schlecht oder ist auffällig ruhig oder auffällig wild, haben Elternteile oft ein gutes Gespür. Das Kind sollte immer wissen, dass es immer auf Mama und Papa zukommen kann. Gemeinsam wird dann der Sache auf den Grund gegangen.