FrĂŒhkindliche Bildung
Wer verwechselt lechts und rinks?
Rechts, links, oben, unten, vorne, hinten. Da kann man schnell durcheinander kommen. Damit uns das nicht im im StraĂenverkehr passiert, ĂŒber wir im kinderzimmer auch die Orientierung.
Text: Sabine Cole

FĂŒr die Orientierung in der Welt haben die Menschen sich Wörter erdacht, die eine gegensĂ€tzliche Bedeutung beschreiben. In feinstem Akademikerdeutsch wĂŒrde man sagen: Die beiden Wörtchen bezeichnen etwas, was diametral entgegengesetzt ist. Und jetzt bringen Sie das mal kleinen Kindern bei, damit sie sich in der Welt zurechtfinden. Eigentlich ganz einfach, denn ein Gegensatzpaar sind Sie und Ihr Kind, denn Sie sind ...
Du bist klein, und ich bin groĂ. Das liegt daran, dass Du jung bist und ich alt.
Weil ich schon viel erlebt habe und Du erst wenig, kommen mir fĂŒnf Minuten kurz vor und Dir sehr lang. Der Spielplatz an der Ecke ist fĂŒr mich also nah dran, fĂŒr Dich mit Deinen kleinen Beinen, die gerade erst laufen können, ist der Spielplatz ganz schön weit weg. Du entdeckst auf dem Weg so viel neu, fĂŒr mich ist das alles alt, weil ich schon tausendmal diesen Weg gegangen bin.
Wenn wir auf der Wippe schaukeln, sitze ich unten und Du oben. Das kommt daher, dass ich schwer bin und Du leicht. Mit Deinem Gewicht fliegst Du hoch, wÀhrend ich mit meinen vielen Kilos auf den Rippen niedrig hÀnge.
Fahren wir zusammen mit dem Fahrrad zum Kindergarten, dann strample ich vorn, und Du sitzt hinten auf Deinem Thron. Weil Dir der Fahrtwind gefĂ€llt, bist Du gern schnell unterwegs, ich bin Dir manchmal zu langsam. Guck, da ist es andersherum. Denn wenn Du Dich anziehen sollst, dann ist es egal, wie frĂŒh wir anfangen, wir kommen immer zu spĂ€t. Weil Du alles allein machen willst.
Ist das Glas halb leer? Halb voll!
Gestern hat Oma angerufen, sie freut sich, Dich zu sehen. Morgen fahren wir zu ihr. FrĂŒher, als ich ein Kind war, hab ich bei Oma gewohnt. SpĂ€ter, als ich Ă€lter war, wollte ich unbedingt in eine groĂe Stadt. Deswegen wohnen wir jetzt woanders, und wir können Oma und Opa nicht jeden Tag sehen. Aber dafĂŒr kommen sie Weihnachten. Das ist noch lange hin.
FĂŒr Dich ist das Glas immer ziemlich voll, Du verschlabberst die HĂ€lfte, wenn Du es zum Esstisch trĂ€gst. FĂŒr mich ist das Glas manchmal schon halb leer, das sagt man so, wenn man etwas angestrengt ist. Oft kommt das davon, dass ich mĂŒde bin, wenn du wach bist.
Du bist klein, und ich bin groĂ. Wir sind so unterschiedlich und gehören doch zusammen.
Wenn Du links willst, muss ich rechts. Dann zanken wir uns. Leider musst Du meistens meinen Weg gehen. Aber wenn wir beide im Kreis laufen, treffen wir uns einfach am Ende wieder.
Das wÀre doch mal ein Anfang.
Kizi-Tipp: So lernt man GegensÀtze.
Heute und morgen, vorher und nachher â bei den meisten Kindern sorgen diese Wörter anfangs fĂŒr Verwirrung. Denn um sie richtig zu verwenden, muss abstrahiert werden: das Konzept von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Die dafĂŒr notwendige FĂ€higkeit zur bewussten Abstraktion aber entwickeln Kinder erst im Laufe der Jahre.
Anfangs lernen sie das Konzept Zeit fast nebenbei â durch praktische Anwendung. Sie können Ihr Kind dabei ganz einfach unterstĂŒtzen: ErzĂ€hlen Sie, was gestern war, was morgen sein wird und warum heute frĂŒh schlafen gegangen werden muss. Benutzen Sie dabei ganz normal die Zeitbegriffe â Ihr Kind wird im Laufe der Zeit daraus die Bedeutung entziffern. Ein Kinderspiel!