Natur und Umwelt
Was können Kinder von den Sternen lernen?
Das Universum ist voller Geheimnisse. Angefangen bei der Schwerkraft: Wenn man hopst, kommt man ganz schnell wieder runter. Im kinderzimmer kommen wir aber auch noch auf ganz andere Ideen. Und manchmal sogar ins Planetarium.
Völlig abgespaced: das Universum.
Text: Roland Rödermund | Foto: Sonja Tobias
Alles ist erleuchtet! Vor allem Kinderaugen werden gröĂer, wenn es um Raumfahrt und Planeten geht. Und wenn kleine Astronauten ihre gewohnte Umlaufbahn verlassen, wird es spannend. Das All ist schon fĂŒr die JĂŒngsten nicht nur ein riesengroĂer Abenteuerspielplatz, sondern auch Lernort und Sehnsuchtssymbol.
Computerlogbuch der âKizipriseâ. Sternzeit 123456. Captain Milena: Erkundung des Planeten Kita. Offizier Mama und Lieutenant Opa sind wieder im Spaceshuttle Richtung Raumstation. Sie haben mich hier auf dem artenreichen Planeten Kita fĂŒr die tĂ€gliche Mission abgesetzt â zusammen mit kleinen Raumfahrern aus benachbarten Sternflotten. Ich erkunde das AuĂengelĂ€nde, nehme GebrĂŒllproben, zeichne fĂŒr die Nachwelt möglichst detailgetreu einen AuĂerirdischen. Statt mich zurĂŒckbeamen zu lassen, steht abends der zweite Offizier, Papa, mit dem Raumgleiter parat, um mich sicher auf die Raumstation zu bringen.

Unendlich weit ... das muss man sich mal vorstellen. Wie soll man das Universum begreifen? Unmöglich! Der lustige Spruch des französischen Humoristen Alphonse Allais ist da auch nur ein schwacher Trost: âDas Unendliche ist weit. Vor allem gegen Ende.â Es fĂ€ngt ĂŒber unseren Köpfen an, im Himmel, da, wo die Vögel fliegen, und dann kommen die Sterne und die Schwerelosigkeit, der Mond, andere Planeten, schlieĂlich andere Galaxien â und wer weiĂ, vielleicht gibt es irgendwo anderes Leben oder sogar einen Planeten, der genauso ist wie unserer? Mit grĂŒnen MĂ€nnchen oder blauen? Es macht baff und demĂŒtig, wenn man auch nur im Ansatz versucht, sich das AusmaĂ von alldem vorzustellen â und dem All!
Trotzdem, nein: gerade deshalb ist das Universum auch fĂŒr Kinder eine grenzenlose ProjektionsflĂ€che fĂŒr Abenteuer. Es ist ein Lernort, regt die Fantasie an, lĂ€dt ein, das Unbekannte zu entdecken und auf Heldenreise zu gehen. Ja, sogar erste philosophische Fragen stellen sich Kinder, wenn sie nach oben in den Himmel schauen. Machen sich erste Gedanken ĂŒber Raum und Zeit. Und ĂŒber Astrophysik!
Liebe, liebe Sonne. Star Wars. Captain Future. Du bist mein Stern. He-Man. Die Maus auf dem Mars. GlĂŒcksbĂ€rchis. Sonne, Mond und Sterne. E. T. Polarstern. Wir rufen Dich, Galactica! Was bist Du fĂŒr ein Sternzeichen? Fred vom Jupiter. Transformers. Supergirl. Futurama. Alf. Per Anhalter durch die Galaxis. Astroboy. WeiĂt Du, wie viel Sternlein stehen? Regina Regenbogen. Power Rangers. Sterntaler. Augenstern
Im All warten die gröĂten Abenteuer fĂŒr kleine Helden. Kinder lernen frĂŒh durch BĂŒcher, Geschichten, Serien oder Filme: Im Raumschiff herrscht keine Schwerkraft, und es dauert wirklich irre lange, von Planet A nach Planet B zu kommen. Es gibt dort aber keine Luft zum Atmen, deshalb braucht man eine Sauerstoffmaske. Die Erde dreht sich um die Sonne, der Mond um die Erde â und die Sterne bilden lustige Figuren am Himmel. Eine spannende Möglichkeit, sich dem Weltraum zu nĂ€hern, sind Planetarien â Sternentheater, in denen sich der Himmel und das Universum tĂ€uschend echt simulieren lassen. Iris BrĂŒckner, pĂ€dagogische Beraterin im Planetarium Hamburg, hat uns von der Begeisterung und dem Wert fĂŒr kleine Besucher erzĂ€hlt:
Frau BrĂŒckner, warum finden bereits kleine Kinder Sonne, Mond und Sterne und das groĂe ganze Drumherum so spannend?
Besonders ab drei Jahren wĂ€chst die Neugier von Tag zu Tag. Logisches Denken wird ausgebaut. Kinder beginnen, Dinge zu hinterfragen. Gleichzeitig besteht aber auch die Welt der Fantasie weiterhin und vereint sich mit der RealitĂ€t. Da ist das Weltall mit Ufos und allem, was dazugehört, natĂŒrlich fĂŒr Kinder ein willkommenes Thema! Hier geht es um die Sterne, die manchmal zum Greifen nah und doch unerreichbar sind â âwarum ist das so?â, möchte das Kind wissen. âDer Mond ist manchmal halb, manchmal ganz und manchmal ĂŒberhaupt nicht zu sehen â warum?â Das sind die sachlichen Dinge, die das Kind erklĂ€rt haben möchte.
... und die âfantastischenâ?
TatsĂ€chlich verfĂŒgen Kinder immer noch â und zum GlĂŒck! â ĂŒber eine rege Fantasie, die sich hervorragend mit dem Sachlichen koppeln lĂ€sst: âWohnt auf dem Mond jemand? Der Mann auf dem Mond? Wenn ja, wovon lebt er, hat er dort oben ein Haus? Ist er allein? Kann ich ihn besuchen? Wenn ja, wie!?â
Ab wann entwickeln Kinder ein VerstĂ€ndnis dafĂŒr, was andere Planeten oder die Sonne sind?
Auch kleinere Kinder wissen schon sehr gut, dass es auĂer der Erde im Weltall noch andere Himmelskörper gibt. Dieses Verstehen findet natĂŒrlich auf einer anderen Ebene statt als bei einem Schulkind. Hier geht es weniger um einzelne Details als vielmehr um grundlegendes Wissen, auf das immer wieder aufgebaut und das immer weiter ergĂ€nzt werden kann. Man sollte sich jedoch nicht vom Alter tĂ€uschen lassen, denn auch Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren können sich eine Menge Fachwissen ĂŒber Planeten merken â wenn es sie interessiert und es ansprechend vermittelt wird.
Wie kann man sie kindgerecht fĂŒr das Universum begeistern?
Das geht meist von allein. Es gibt so viele Kindergeschichten in Filmen oder BĂŒchern, die im Universum stattfinden und Kinder auf spielerische Weise damit konfrontieren. Und natĂŒrlich auch Shows im Planetarium, bei uns zum Beispiel âMeine Heimat â Unser blauer Planetâ mit Liedern von Rolf Zuckowski. Das Tolle ist immer, dass sich beim Weltall Fantasie und RealitĂ€t vermengen. Auch wenn man alles beweisen könnte: Es bleibt immer ein riesiger Rest an Dingen, die man nicht verstehen kann. Einfache Experimente zur Schwerkraft, zu einem Raketenstart oder den Mondkratern helfen ebenso, faszinierende PhĂ€nomene zu erklĂ€ren und erlebbar zu machen.
Wieso ist die BeschÀftigung damit aus Ihrer Sicht sinnvoll?
Das kommt natĂŒrlich immer auf die Sicht des Betrachters an. FĂŒr die einen ist es wichtig, weil es in den Bereich Klima und Umweltschutz fĂ€llt. Hier geht es darum, den Kindern deutlich zu machen: Es gibt momentan nur einen Planeten, auf dem wir Menschen leben können, die Erde. Diese mĂŒssen wir beschĂŒtzen und fĂŒr kommende Generationen bewahren. Das verstehen auch Kitakinder â und möchten ganz schnell ihren Beitrag dazu leisten. Ehrlich gesagt ist es fĂŒr sie oft verstĂ€ndlicher als fĂŒr uns Erwachsene. FĂŒr die anderen ist der Bereich der Wissenschaft wichtig, Kinder möglichst frĂŒh an wissenschaftliche Themen heranzufĂŒhren, BerĂŒhrungsĂ€ngste â auch bei den Eltern â etwa im Bereich Physik gar nicht erst entstehen zu lassen. Beiden gemein ist sicher, Kinder weltoffen und zukunftsorientiert zu erziehen und zu bilden.