Fantasie und Kreativität produzieren immer noch die schönsten Werke. Manche davon entstehen im kinderzimmer. Aber wie fördert man Fantasie? Und wofür kann man die später gebrauchen?

Text: Vivian Alterauge
Allison (3) Eine Knetversion von Allisons Hund Knubbel. Ihre Mama findet Knet-Knubbel so entzückend, dass sie ihn bei sich im Büro auf dem Schreibtisch stehen hat.
Wenn Kinder malen, Installationen zusammenkleben oder aus Knete wilde Skulpturen formen, dann ist das wohl die reinste Form der Kunst. Ohne Wissen um Konventionen, Deutungen und Erwartungen werkeln sie einfach drauflos, angeleitet von dem, was sie fühlen, und von ihrer unendlichen Fantasie. „Kunst ist etwas, was so klar ist, dass es niemand versteht“, hat der österreichische Schriftsteller Karl Kraus mal gesagt, und er beschreibt damit die Geheimniswelt der Kunst ganz gut – und ebenso unsere Art und Weise, mit den Werken unserer Kinder umzugehen. Wir können sie fragen, was sie sich dabei gedacht haben. Sollten immer wertschätzen, was sie tun, aber nie werten. Es ist gar nicht so einfach, sich das mantraartige und reflexhaft wiederholte „toll gemacht“ zu verkneifen. Warum wir es überhaupt lassen sollten? Das ständige Lob könnte dazu führen, dass die kleinen Kreativen denken, sie müssten einfach nur Gleichartiges reproduzieren, um erneutes Lob zu erfahren, das schränkt ihre Kreativität ein.
Marie (4) Ganz viele Sterne und Blumen für Opa! Der war nämlich im Krankenhaus. Es half: Opa ist wieder topfit.
Rio (4) Was braucht man zu Halloween? Eine Monstermaske natürlich! Nach dem Erschrecken kam die Maske hinter einen Rahmen an die Kinderzimmerwand.
Lloyd (Vorschule) Der Künstler half Papa, durfte mitsägen und hämmern und dann die frisch gelernten Zahlen eintragen. Das Objekt steht zu Hause zwischen Pokalen und Souvenirs.
Wie wir den Kunstwerken unserer Kinder stattdessen gerecht werden? Wir können sie ausstellen und archivieren. Spannen Sie doch an einer Wand mehrere Leinen übereinander und befestigen Sie die Malereien mit Wäscheklammern daran – besser als jede Petersburger Hängung. Skulpturen finden auf dem Fensterbrett Platz. Oder vielleicht wollen sie eine an einem Haken an die Decke hängen? Wer aus Platzmangel nicht alles aufheben kann oder den Überblick behalten möchte, kann jedes Werk fotografieren und am Ende des Jahres einen Kunstkatalog basteln. Vielleicht finden sich an Weihnachten mit der Großfamilie ja sogar erste Käufer?
Jon (erste Klasse) Jon malt am liebsten fröhliche Frauen oder Giraffen. Das Bild von Pocahontas hat einen Ehrenplatz daheim im Wohnzimmer. Es könnte aber auch die „Mona Lisa“ sein, oder?
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