Bäh! Würg! Iiiiih, Spinat! Kinder reden ja selten um den heißen Brei, wenn es darum geht, die Kochkünste ihrer Eltern zu bewerten – oder gleich komplett zu verweigern. Als Elternteil ist man bei der Vermittlung der Tischmanieren oft ratlos: Womit soll man strenger sein, womit lockerer? Ist mit den Händen essen okay, und wenn nicht, ab wann darf oder soll mit Besteck gegessen werden? Wir wissen, dass gemeinsames Essen das soziale Miteinander fördert, dass Kinder in die Entstehungsprozesse von Essen, aber auch einen verantwortungsbewussten Umgang mit Essen und Abfallvermeidung einbezogen werden müssen. Deshalb haben wir im kinderzimmer konkrete Rituale – „Iss Deinen Teller leer“ gehört allerdings nicht dazu.
Vor jeder Mahlzeit, ob Frühstück oder Mittagessen, waschen unsere Kinder ihre Hände, das hat nicht nur mit Hygiene, sondern auch mit Achtung des eigenen Körpers zu tun. Dann gehen sie gemeinsam ins Restaurant, wo sie selbst entscheiden, was sie essen, und auch, wie viel. Das Essen tut sich jeder selbst auf. Wenn ein Kind mal nur Kartoffeln möchte und den Spinat weglässt, ist das okay.
Wir möchten die Entscheidungsfreiheit und den damit verbundenen Aufbau von Selbstwirksamkeit und Partizipation fördern. Die Kinder bekommen so ein Gefühl dafür, wie viel Hunger sie haben und was ihr Körper benötigt. Und sie lernen auch, auf ihre Spielpartner zu achten und zu warten, bis alle etwas zu essen haben. Bevor dann gemeinsam gegessen wird, nehmen wir uns an die Hand und wünschen uns einen guten Appetit. Wichtig ist uns: Es herrscht kein Esszwang! Wenn ein Kind nichts essen möchte, ist das auch in Ordnung.