Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist ein globales Bildungskonzept, das darauf abzielt, Menschen zu befähigen, informierte Entscheidungen für eine ökologisch intakte, wirtschaftlich gerechte und sozial verträgliche Welt zu treffen. Für die Kita bedeutet BNE, die Grundlagen für zukunftsfähiges Denken und Handeln spielerisch und alltagsnah zu legen. Es geht nicht darum, Kinder mit globalen Krisen zu […]
Demokratie – Erste Schritte zur Mitbestimmung in der Kita
Demokratie in der Kindertagesstätte ist weit mehr als nur eine politische Theorie; es ist eine gelebte Haltung, die Kinder von klein auf an Werten wie Gleichheit, Toleranz, Mitbestimmung und Verantwortungsübernahme heranführt. Sie ist die praktische Umsetzung von Partizipation im frühkindlichen Bildungsbereich und ein zentrales Element moderner pädagogischer Konzepte. Die Kita versteht sich als ein Mikro-Gesellschaftsraum, in dem demokratische Prozesse erlernt, erprobt und erlebt werden.
Die pädagogische Bedeutung von Demokratie
Das Erlernen von Demokratie beginnt nicht erst in der Schule, sondern im Kleinkindalter. Kinder, die erleben, dass ihre Meinung zählt, entwickeln ein starkes Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit. Sie erfahren:
- Rechte und Pflichten: Sie lernen, dass sie Rechte haben (z. B. auf freie Spielwahl, auf Schutz), aber auch Pflichten (z. B. Regeln einhalten, Verantwortung für Spielmaterial übernehmen).
- Konfliktfähigkeit und Toleranz: Demokratie bedeutet, unterschiedliche Meinungen auszuhalten. Kinder lernen, Konflikte gewaltfrei zu lösen und zu akzeptieren, dass Mehrheitsentscheidungen nicht immer den eigenen Wunsch erfüllen (Frustrationstoleranz).
- Verantwortung: Durch die Mitgestaltung des Alltags übernehmen Kinder Verantwortung für die Gemeinschaft, z. B. für die Gestaltung der Räume oder die Auswahl von Spielmaterial.
Ziel ist es, mündige, sozial kompetente Bürger zu erziehen, die aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen möchten.
Praktische Umsetzung von Partizipation und Mitbestimmung
Demokratie in der Kita wird durch klar definierte Partizipationsstrukturen im Alltag verankert, die altersgerecht umgesetzt werden:
- Kinderkonferenzen (Kita-Parlament): Regelmäßige Treffen, bei denen über wichtige Themen abgestimmt wird, z. B. die Gestaltung des Außengeländes, die Auswahl eines neuen Spielzeugs oder die Regeln für den Gruppenraum. Die Fachkraft moderiert, die Kinder entscheiden.
- Beschwerdemanagement für Kinder: Es muss einen klaren Weg geben, wie Kinder ihre Anliegen, Sorgen oder auch Beschwerden äußern können. Das kann ein „Kummer-Briefkasten“, eine „rote Karte“ oder eine feste Beschwerdestunde sein. Dies stärkt das Gefühl, ernst genommen zu werden.
- Regel- und Alltagsgestaltung: Kinder werden in die Erstellung und Anpassung von Gruppenregeln einbezogen. Warum brauchen wir Regeln? Welche Regeln sind wichtig, damit sich alle wohlfühlen? Die gemeinsame Aushandlung macht die Regeln verbindlicher.
- Freie Entscheidungen im Spiel: Die freie Wahl des Spielmaterials, der Spielpartner und des Spielortes ist die Basis-Partizipation. Sie ermöglicht den Kindern, täglich über ihren Alltag zu bestimmen.
Die Rolle der Fachkraft als Demokratie-Mentor
Die Fachkraft ist der Schlüssel zur erfolgreichen Demokratieerziehung. Sie agiert nicht als autoritäre Leiterin, sondern als Prozessbegleiterin und Rollenvorbild:
- Vorleben von Fairness: Die Fachkraft handelt selbst nach demokratischen Prinzipien, ist neutral in Konflikten und respektiert die Meinungen der Kinder.
- Strukturen schaffen: Sie etabliert und moderiert die Partizipationsgremien, achtet darauf, dass alle gehört werden, und übersetzt kindliche Anliegen in umsetzbare Entscheidungen.
- Sprachliche Unterstützung: Sie hilft den Kindern, ihre Argumente zu formulieren, andere Meinungen zu verstehen und Kompromisse zu finden.
Grundlage für eine mündige Gesellschaft
Die Demokratieerziehung in der Kita ist somit ein aktiver, lebendiger Prozess, der die Grundlage für eine verantwortungsbewusste und teilhabende Gesellschaft legt.