Wie entwickeln sich die Sinne? - Kita kinderzimmer Hamburg

Wie entwickeln sich die Sinne?

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Die fantastischen Fünf.

Text: Roland Rödermund

Absolut sinnvoll, übersinnlich gut und einfach sinn-sationell: Unsere Sinne sind die besten Freunde fürs Leben. Wichtig ist nicht nur, dass wir fühlen, riechen, schmecken, sehen, hören, sondern dass wir diese Eindrücke zu einem großen Ganzen verbinden – deshalb werden die fünf Sinne im kinderzimmer unermüdlich stimuliert und geschult.

Mund auf, Augen zu! Mit ihren fünf Sinnen entdecken und erforschen Kinder die Welt in all ihren Facetten. Deshalb ist es wichtig, ihnen anregende Angebote für ihre sinnlichen Erfahrungen zu machen. Macht sauer wirklich lustig? Wie klingt Wasser? Und kann man im Dunkeln auch was sehen? Ihr Kind ist ein Verwandlungskünstler, der quasi über Nacht immer neue Interessen, Fertigkeiten und Eigenheiten zeigt. Zusammen mit ihm möchten wir den Alltag in der Kita als Abenteuerreise mit allen Sinnesorganen erleben, auf der es jeden Tag etwas Spannendes zu entdecken und etwas Neues zu lernen gibt. Dabei schärfen wir übrigens als Pädagogen auch immer wieder aufs Neue unseren eigenen sechsten Sinn.

Tastsinn

Nicht zu fassen!

Dürfen wir Ihnen mal kurz eine zweite Nase zaubern? Kreuzen Sie Ihren Zeige- und Mittelfinger und fahren Sie sich damit den Nasenrücken rauf und runter, sodass die Nase zwischen beiden Fingern liegt. Es fühlt sich an, als hätte man zwei Nasen, da zweimal die gleiche Information ans Gehirn geleitet wird. Verblüffend, oder? Der Tastsinn arbeitet eigentlich präziser als unser Sehsinn. Nur lässt er sich schnell täuschen. Auch verblüffend: Selbst wenn man blind und taub auf die Welt kommt – einen Tastsinn hat jeder. Wir fühlen, lange bevor wir sehen oder hören können. Schon im vierten Monat lutscht ein Fötus am Daumen, einige Wochen darauf greift oder umfasst er die Nabelschnur. Und für das Neu geborene sind Berührungen das A und O, damit sich soziale, kognitive und emotionale Intelligenz bei ihm entwickeln kann. Sand, Schnee, Kleber, Wasser und Fingermalfarben machen nicht nur Spaß, sondern sind eins a taktile „Erfühl beschleuniger“. Nur wenn Kinder ausführlich Gegenstän de ertasten und berühren und von ihren Eltern Streichel einheiten und Körperwärme erfahren, ent wickeln sie ihr volles Intelligenzpotenzial.

Hörsinn

Die haben’s faustdick hinter den Ohren.

Ohren auf Durchzug geschaltet? Das geht ja gar nicht! Man kann nämlich nicht nichts hören. Nicht mal im Schlaf, die Ohren sind die Wachhunde unseres Körpers und im Gegensatz zu Augen oder Zunge 24/7 im Einsatz! Mamas Stimme erkennt das Baby schon einige Tage nach der Geburt und zieht sie der einer fremden Person vor. Kinderohren sind sehr sensibel, deshalb achten wir im kinderzimmer darauf, dass ein gewisser Geräuschpegel nicht überschritten wird und wir uns alle nicht anschreien. Für ein differenziertes Hören ist nicht nur das Hören selbst wichtig, sondern auch, dass ein Geräusch richtig verarbeitet wird. Kommt es von links oder rechts? Wem gehört die Erzieherstimme und zu welchem Tier das Gebrüll? Wir spielen „Stille Post“, machen Klatschspiele für das Rhythmusgefühl und ermuntern die Kinder, von ihrem Wochenende zu erzählen und die anderen Kinder nach ihrem zu fragen. So werden sie richtig gute Zuhörer.

Sehsinn

Na da schau her!

Nicht traurig, aber wahr: Kinderaugen produzieren durchschnittlich 85 Milliliter Tränenflüssigkeit täglich. Nach vier Stunden Dauerweinen wäre ein großes Glas mit Tränen voll (schnüff!). Wenn man sich das eigene Auge so anschaut, kann man aber auch nur staunen: Über siebzig Prozent der Informationen, die in unserem Gehirn ankommen, nehmen wir über unsere „Gesichtsfenster“ wahr! Logisch, dass für die meisten Menschen der Sehsinn gefühlt der wichtigste ihrer Sinne ist. Als Baby war das nicht so: Nach der Geburt betrug unsere Sehschärfe gerade mal drei Prozent – doch es stimmt nicht, dass Säuglinge nichts als Schatten und verschwommene Formen wahrnehmen: Auf zwanzig Zentimeter, was etwa dem Abstand zwischen Mamas Brust und ihrem Gesicht entspricht, können sie schon recht gut gucken. Ab dem sechsten Monat entwickelt sich das räumliche, dreidimensionale Sehen – aber erst nach der Kitazeit sieht ein Kind genauso scharf wie ein Erwachsener und mit acht bis zehn Jahren auch ohne Einschränkungen des Gesichtsfelds (erst dann gilt ein Kind als komplett verkehrstauglich!). Wie man den Sehsinn schult? Da gibt es Spiele wie Memory oder Puzzles, „Ich sehe was, was Du nicht siehst“. Man kann Bilder anschauen und sich erklären lassen, was darauf zu sehen ist. Aber auch durch Koordinationsübungen wird der Sehsinn im kinderzimmer geschärft!

Geruchssinn

Läuft bei Dir: die Nase.

Mit zehn Millionen Riechzellen schnüffelt eine Kindernase. Das ist zwar nichts im Vergleich zu den drei Milliarden, die ein Trüffelschwein besitzt, aber wir können – halten Sie sich fest – theoretisch bis zu eine Billion Gerüche unterscheiden (im Vergleich zu 340.000 Tonqualitäten, die wir hörend, und zwanzig Millionen Farbtönen, die wir sehend unterscheiden können). Und unsere Nase sagt uns auch, wen wir besonders mögen (und wen nicht ganz so gern), denn sie ist an den komplexesten chemischen Vorgängen im Körper beteiligt. Ihre Eltern erkennen Kinder über den Geruch. Hat etwa eine Erzieherin das gleiche Parfüm wie Mama oder ein Erzieher das gleiche Eau de Toilette wie Papa, hat er oder sie mit Sicherheit bei Ihrem Kind einen Stein im Brett! Schnuffeltuch, Kuscheltier oder ein T-Shirt von zu Hause – natürlich ungewaschen! – vermitteln Ihrem Liebling heimatliche Geborgenheit und Nestwärme und beruhigen sofort.

Geschmackssinn

Süßes oder Saures?

Wenn das Leben Dir Zitronen gibt, dann leg Dir eine Scheibe auf die Zunge – und freu Dich über Deine Geschmacksknospen. Sauer macht nicht unbedingt lustig (Missverständnis: Früher sagte man „Sauer macht gelüstig“, also Appetit). Aber es ist der Sinn, der uns am meisten Genuss bereitet. Natürlich auch, weil unser Geschmackssinn unmittelbar an ein Grundbedürfnis (Nahrungsaufnahme) geknüpft ist – und als wir noch in Höhlen lebten und es keine Schokoladenwerbung gab, wussten wir durch Probieren, was lecker und ungiftig ist. Erst nach und nach wurde unser Geschmackssinn ausdifferenziert, heute unterscheidet man zwischen süß, sauer, bitter, salzig und umami – das bezeichnet Deftiges, proteinhaltiges wie Fleisch oder Käse. Hat ein Kitakind noch um die 10.000 Geschmacksknospen, sind es im Alter nicht mal mehr halb so viele. Und zu viele Fertigprodukte mit ihren künstlichen Aromen oder zu viel Scharfes lassen den Geschmackssinn abstumpfen. Auch den Geschmackssinn kann man trainieren wie einen Muskel. Deshalb gibt es bei uns im kinderzimmer fast keine Zusatzstoffe im Essen, denn je naturbelassener die Zutaten sind, desto unverstellter kann sich der Geschmackssinn entfalten!