Nach dem Start: Der neue Alltag mit Kita-Kind - Kita kinderzimmer Hamburg

Nach dem Start: Der neue Alltag mit Kita-Kind

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Die ersten Wochen in der Kita sind aufregend. Nicht nur für das Kind, sondern für die ganze Familie. Wie gelingt es, dass der neue Familienalltag gut funktioniert? Nathalie Klüver, dreifache Mutter und Autorin verrät, wie das entspannt gelingen kann.

Auf in den Tag: Das Kind ist gut betreut in der Kita, die Eltern können sich auf ihre Aufgaben im Job konzentrieren. Am Nachmittag wird ein fröhlicher kleiner Mensch abgeholt, und dann wird gemeinsam gespielt, Verabredungen getroffen oder der Spielplatz besucht. Am Abend  tauscht sich die Familie gemeinsam beim Abendessen aus und danach ein kuscheliges Zubettgeh-Ritual. Und später machen es sich die Großen noch entspannt zu zweit bequem. So die Theorie.

Stressiger Nachmittag mit Kind

Ganz so traumhaft schön ist die Praxis leider oft nicht. Im Gegenteil. In die vier, fünf Stunden zwischen Abholen aus der Kita und dem Insbettbringen des Kindes muss nämlich unglaublich viel hereingequetscht werden, dass es sich nicht wie Feierabend anfühlt, sondern eher wie eine zweite Schicht.

Da sind Spielverabredungen, Einkaufen, Kinderturnen, vielleicht noch Musikunterricht, Zahnarzttermine, U-Untersuchungen, der Haushalt und viel zu oft müssen dann noch neue Schuhe gekauft werden und all diese Dinge, die irgendwie in die Zeit nach dem Abholen aus dem Kindergarten untergebracht werden müssen. Abendessen muss dann ja auch noch irgendwie gemacht werden – und spätestens ab 17 Uhr kippt bei vielen kleinen Kindern die Stimmung und wechselt in den Übermüdet-Wütend-Hunger-Modus.

Gelassenheit und Verständnis für den neuen Alltag

Fast alle Elternteile kennen das nur zu gut. Es ist manchmal zum Verzweifeln, wie viel Stress auf einmal in den neuen Familienalltag gekommen ist, seit das Kind in die Kita gekommen ist. 

Dafür kann es viele Gründe geben. Oft ist das Zeitmanagement ein Problem. Oder es fehlen Ruhezeiten. Nicht für Großen ist der Arbeitstag anstrengend. Eben noch im Büro mit so vielen Aufgaben und dann umschalten? Fällt nicht immer leicht. Kleinen Kindern geht es auch so. Ihr Tag in der Kita war aufregend, voller Eindrücke und auch die müssen verarbeitet werden. Manche Kinder brauchen dafür Ruhe, brauchen viel Körperkontakt zu Mama und Papa, andere sind sehr überdreht und brauchen Unterstützung, um entspannen zu können. Der neue Tagesrhythmus ist für alle noch eine große Umstellung. 

Wie gelingt es nun, den neuen Familienalltag nach dem Kindergarten stressfreier zu gestalten und sich in der neuen Situation zurechtzufinden? Mit Verständnis für die eigenen Bedürfnisse und die des Kindes. Und mit ein wenig mehr Gelassenheit.

Tipps für einen entspannten Familienalltag nach dem Kindergarten

1. Den Feierabend entrümpeln: Es geht nicht darum, die knappe Zeit mit so viel wie möglich vollzustopfen. Weniger ist mehr. Stell eine Liste auf, was alles zu erledigen ist und frag Dich bei jeder Sache, ob es auch wirklich sein muss. Welche Termine werden aus Leidenschaft gemacht, was nur aus einem vagen „Pflichtgefühl“ heraus?

2. Stressfallen identifizieren: Gibt es typische Stressfallen, in die Du regelmäßig tappst? In welchen Momenten empfindest Du das Kind anstrengend, was fordert Dich besonders heraus und was nervt Dich genau an diesen Dingen? Im nächsten Schritt überlege dann, wie Du diese Stressfallen umschiffen kannst und ob es für diese Dinge Alternativen gibt. Stresst Dich zum Beispiel das Trödeln Deines Kindes auf dem Nachhauseweg, überlege, ob es ihr den Weg zu einem Erlebnis machen könnt. Vielleicht darf es mit dem Laufrad fahren oder ihr spielt “Wer sieht zuerst etwas?” (z.B. eine Katze, ein rotes Auto …)

3. Genug Zeitpuffer einplanen: Bei allen Wegen nicht von einer Erwachsenengehzeit ausgehen, sondern immer vom Kind aus denken und bei Verabredungen oder Arztterminen immer einen Puffer für ungeplante Windelwechsel, verpasste Busse oder Baustellen, die begutachtet werden müssen einplanen.

4. Rituale einführen: Rituale und Routinen entspannen das Gehirn, denn in diesen Momenten muss es nicht überlegen, was als nächstes getan werden muss. Feste Abläufe sorgen für den Aufbau einer “inneren Uhr”. Wenn Du und dein Kind wissen, dass nach dem Kindergarten immer erst einmal ein Rosinenbrötchen beim Bäcker gekauft wird und das in Ruhe mit einem Kakao zu hause gegessen wird, bevor es an weitere Aktivitäten geht, könnt Ihr beide euch darauf freuen und diese kurze Ruhepause genießen. Diese Ruhepausen holen einen sofort runter.

5. Freie Nachmittage einplanen: Kinder brauchen Zeit zum Spielen, zum Träumen und Toben. Deshalb verplane nicht jeden Nachmittag in der Woche, sondern halte immer wieder einen Nachmittag frei von Terminen, so dass genügend Zeit für Spielverabredungen, Spielplatzbesuche oder einfach nur Bauklötzebauen im Kinderzimmer ist.

6. Kinder altersgerecht mit in den Haushalt einbeziehen: Der Haushalt muss nun mal erledigt werden, aber man kann ihn auch als Quality Time mit Kind gestalten, zumindest ein bisschen. Viele Kinder freuen sich, wenn sie helfen können und können schon erstaunlich viele kleine Tätigkeiten mitmachen. Sie können Wäscheklammern reichen, Dinge bringen und vieles mehr. Zusammen bringt es doch viel mehr Spaß, Wäsche aufzuhängen, den Tisch zu decken oder Essen vorzubereiten.

7. Nicht zu spät das Abendessen beginnen: In den meisten Fällen kippt die Stimmung am späten Nachmittag, weil die Kinder einfach hungrig sind. Plane deshalb das Abendessen nicht zu spät ein. Ein leichter Snack wie Gurken stillt den ersten Hunger, sättigt aber nicht zu stark, sodass noch Platz für die Hauptmahlzeit bleibt.

8. Sei nachsichtig mit Dir und mit Deinem Kind: Wenn alle Stricke reißen und der Stress zu viel ist, atme tief durch und sei nicht zu streng. Es ist für alle eine neue Situation und eine Umstellung im Familienalltag. Da darf die Stimmung auch mal schlecht sein und es ist völlig ok, wenn der Haushalt liegen bleibt, das Kinderturnen mal ausfällt oder es zum Abendessen nur was Schnelles gibt.

Zur Autorin:

Nathalie Klüver ist Journalistin und Mutter von drei Kindern. Sie lebt und arbeitet in Lübeck. In ihrem Buch „Afterwork Familie – Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst“ hat sie Tipps zusammengefasst, wie der Familienalltag zwischen Beruf und Kindergarten entspannter von der Hand geht und stressfrei gestaltet werden kann.