Wer bin ich und wenn ja, wie viele? So entwickeln Kita-Kinder ihre eigene Identität - Kita kinderzimmer Hamburg
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Wer bin ich und wenn ja, wie viele? So entwickeln Kita-Kinder ihre eigene Identität

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„Heute bin ich ein Tiger und brauche kein Frühstück!“
„Ich zieh meine Socken selbst an – aber nur die grünen!“

Mit solchen Sätzen zeigen Kita-Kinder, dass sie mehr sind als nur klein: Sie entwickeln eine Vorstellung von sich selbst, von dem, was sie wollen, mögen – oder eben ganz anders machen möchten. Die Suche nach der eigenen Identität beginnt spielerisch, laut, manchmal widersprüchlich – aber immer bedeutsam.

Für viele Eltern stellen sich dabei Fragen: Was bedeuten diese “Launen” für die Entwicklung meines Kindes? Ist das normal? Und wie kann ich mein Kind gut begleiten?

Willkommen in der spannenden Phase der Identitätsentwicklung im Kita-Alter!

Die Identitätsentwicklung im Kita-Alter (also etwa zwischen 3 und 6 Jahren) ist ein zentraler Bestandteil der frühkindlichen Entwicklung. In dieser Phase beginnen Kinder, sich selbst bewusst wahrzunehmen: Wer bin ich? Was mag ich? Was macht mich besonders? Wie sehen mich andere?

Diese Fragen stellt sich ein Kind aber nicht in Worten – es lebt sie. Durch Spiel, Sprache, Beziehungen, Emotionen und Alltagserfahrungen bildet es Stück für Stück ein inneres Bild von sich selbst. Und dieses Selbstbild entwickelt sich ständig weiter.

Wodurch formen Kita-Kinder ihre Identität?

Rollenspiele & Fantasie

Kita-Kinder lieben es, in andere Rollen zu schlüpfen – sie „sind“ mal der Tierarzt, mal eine Superheldin oder ein Baby. Das ist kein „nur Spielen“, sondern eine wichtige Übung darin, sich selbst und andere besser zu verstehen. Kinder erforschen so, wie es ist, jemand anderes zu sein – und erkennen dabei immer klarer, wer sie selbst sind.

Soziale Beziehungen

Durch den Kontakt mit anderen Kindern und den pädagogischen Fachkräften lernen Kinder, was sie mögen, wie sie wirken und was sie brauchen. Sie vergleichen sich: „Ich kann schon Fahrrad fahren, aber Paula kann besser malen.“ Diese Vergleiche helfen beim Aufbau eines realistischen Selbstbildes.

Sprache & Selbstausdruck

Kinder reden viel über sich selbst – oft scheinbar belanglos: „Ich mag keine Möhren.“ Doch gerade in diesen Äußerungen zeigt sich die wachsende Selbstwahrnehmung. Auch die Art, wie Erwachsene reagieren, prägt das Kind nachhaltig: Wird es ernst genommen? Wird es gehört?

Kulturelle & familiäre Werte

Kinder übernehmen Haltungen und Werte aus ihrem Zuhause – sei es durch Sprache, Rituale, Religion oder auch Essgewohnheiten. In der Kita treffen sie auf andere Lebenswelten – das schafft Vergleiche und neue Perspektiven. 

Alltagssorgen von Eltern – und was wirklich dahintersteckt

Wenn Kinder ihre Persönlichkeit entwickeln, ist das nicht immer leise oder leicht. Viele Eltern erleben Alltagssituationen, die sie verunsichern – doch oft steckt dahinter kein Grund zur Sorge, sondern ein ganz normaler Teil kindlicher Entwicklung.

“Mein Sohn will sich die Fingernägel lackieren – muss ich mir jetzt Sorgen machen?”

Nein! Wenn sich ein Junge die Fingernägel lackieren will, ist das ein ganz normaler Ausdruck von kindlicher Neugier, Kreativität und Identitätsfindung. Kinder experimentieren gerne mit Farben, Rollen, Kleidung und Ausdrucksformen, um herauszufinden, was ihnen gefällt. Das bedeutet nicht automatisch etwas über die spätere Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung – es ist einfach ein Teil des Ausprobierens. 

Wenn Sie als Elternteil offen und wertschätzend reagieren, bestärken Sie das Kind in seinem Selbstwert. Statt zu bewerten, könnten Sie zum Beispiel einfach fragen: „Gefällt dir die Farbe?“

„Mein Kind sagt: ‚Ich bin nicht schön.‘ Was kann ich tun?“

Aussagen über das eigene Aussehen oder Können zeigen, wie sich ein Kind im Vergleich mit anderen erlebt. Hier ist Einfühlungsvermögen gefragt. Widersprechen („Doch, du bist schön!“) hilft oft weniger als echtes Nachfragen: „Was meinst du damit?“ oder „Was findest du schön an dir selbst?“ Außerdem können Sie konkrete Eigenschaften loben: Mut, Hilfsbereitschaft, Kreativität – das zeigt dem Kind, dass sein Wert nicht am Äußeren hängt.

„Meine Tochter widerspricht mir dauernd – ist das jetzt schon Rebellion?!“

Wenn Kinder anfangen, vieles zu hinterfragen oder lautstark „Nein!“ zu sagen, ist das nicht gleich ein Zeichen von Ungehorsam – sondern von wachsendem Selbstbewusstsein. Sie testen, ob ihre Meinung zählt, ob sie Einfluss nehmen können.

Was hilft: Gelassen bleiben. Klar sagen, was geht – aber auch Raum geben: „Du willst das anders. Erzähl mir, warum.“ So lernen Kinder, dass ihre Stimme zählt – aber auch, dass Regeln da sind.

Das können Sie als Eltern und Erziehungsberechtigte tun, um die Identitätsentwicklung zu unterstützen

Kinder äußern sich oft in kleinen Andeutungen oder im Spiel. Wer genau hinhört, entdeckt viel über ihre innere Welt.

Kleine, altersgerechte Entscheidungen – „Welches T-Shirt heute?“ oder „Was möchtest du zuerst spielen?“ – geben Kindern das Gefühl, selbstwirksam zu sein.

Ob in Bilderbüchern, Sprache oder beim gemeinsamen Kochen: Kinder lernen durch Vorbilder. Wer Vielfalt vorlebt, zeigt Kindern: Du darfst sein, wie du bist – und andere auch.

Identitätsentwicklung ist kein geradliniger Weg. Manchmal widersprechen sich Aussagen und Verhalten. Das ist kein Zeichen von Verwirrung, sondern von Entwicklung.

Fazit: “Identität” ist kein fertiges Produkt…

…sondern ein lebenslanger Prozess – und er beginnt spielerisch, widersprüchlich und wunderbar im Kita-Alter. Eltern, die zuhören, begleiten und nicht vorschnell bewerten, schenken ihrem Kind das Beste: das Gefühl, richtig zu sein – genau so, wie es ist.


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