Hast Du Töne? - Kita kinderzimmer Hamburg

Hast Du Töne?

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Text: Vivian Alterauge | Foto: Sonja Tobias

Für Außenstehende ist es bloß ein zartes Patsch, eine beiläufige Geste. Für Eltern und ihre Babys ein Riesen- ereignis: dieser Moment, in dem die Minis ihre Hände vor der Körpermitte zusammenführen und zum ersten Mal in die Hände klatschen. Eines dieser unzähligen ersten Male: Mit größter Begeisterung stellt das Kind fest, dass die Hände nicht bloß zum Greifen von Mamas Haaren oder dem Breilöffel zu gebrauchen sind. Für Eltern rückt der Säugling mal wieder eine Stufe Richtung Kleinkind vor. Man freut sich stolz und ist gleichzeitig ein bisschen betrübt, wie schnell doch die Zeit verfliegt.

Zum Klatschen kommen nach und nach immer mehr Geräusche hinzu, die Ihr kleiner Klangkünstler zunächst unbewusst, doch allmählich immer bewusster mit dem eigenen Körper ausprobiert: Wow, mit dieser Stimme, die da aus mir herauskommt, kann ich ja irrsinnige Dinge tun! Lachen, summen, Tiergeräusche nachahmen! Und dann meine Lippen, die so wunderbar schmatzen beim Küsschengeben und beim Essen. Die Zunge schnalzt, und auch der Rest des Körpers produziert wundersame und wunderbare Töne. Pupsen zum Beispiel, mal als langes Knattern, mal als Tröten. Das Trommeln auf der Haut, das Stampfen aus Wut, die aber auch schnell in Freude umschlagen kann.

Ich kann meine eigene Musik machen!

Mit jedem Ton, den ein Kind mit dem eigenen Körper produziert, spürt das Kind immer deutlicher: Ich kann meine eigene Musik machen! Und das ist nicht nur niedlich, sondern enorm wichtig für die Entwicklung. Durch Bewegung und Musik lernen Kinder ihren Körper ganz neu kennen. Sie üben sich in Koordination und bekommen ein Gespür für Rhythmus, sie lernen immer besser, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Im Prinzip befeuern sie die gesamte geistige Entwicklung, die wie beiläufig immer weiter voran-schreitet. Musik mit dem eigenen Körper und der Stimme zu machen gehörte seit je zum Menschsein dazu. Bereits Urvölker pflegten rituelle Tänze, um Emotionen auszudrücken, um Göttern zu huldigen, Freudenfeste zu feiern oder Abschied zu nehmen. Zwar wird diese Art des Tanzens heute oft als Folklore betrachtet oder als kindisch belächelt, dabei haben sich aus diesen Tänzen auch Gesten von heute entwickelt.

Body-Percussion bei Erwachsenen: Schuhplattler.

Das bewusste Musikmachen mit dem eigenen Körper, also die Klangerzeugung mit verschiedenen Körperteilen, wird Body Percussion genannt. Gibt’s natürlich in der professionellen Variante heute auch noch – bei traditionellen Tänzen wie dem Schuhplattler oder dem Flamenco etwa. Aber zwischendurch mal rhythmisch in die Hände klatschen, das kann für jeden herrlich motivierend sein – und Schnalzen baut den Stress ab.

Kinder lernen bei der Body Percussion ihren Körper ganz neu kennen: eben als Instrument. Sie lernen, dass Gliedmaßen Klangkörper unterschiedlichster Art sind, es also ganz anders klingt, wenn man wie ein Gorilla auf der Brust herumtrommelt, als wenn man auf sein Bein klopft oder in die Hände klatscht. Dass Lippen die Töne, die aus dem Mund kommen, wesentlich beeinflussen. Dass, wenn sie ihre Finger fest aufeinanderpressen und dann abrutschen, ein Geräusch entsteht, das Schnipsen genannt wird. Dieses ständige Ausprobieren des eigenen Körperorchesters trainiert die Selbstwirksamkeit der Kinder. Und hat einen ganz angenehmen Nebeneffekt: Die Kleinen werden nicht überfrachtet mit zusätzlichen Musikreizen und können sich besser auf sich selbst fokussieren. Das Instrument sind sie schließlich selbst.

Kleine Klangkörper

Viele Reim- und Mitmachlieder verinnerlichen das Prinzip Body Percussion. Wir verraten hier unsere liebsten Klatschspiele und tolle Geräusche, die der eigene Körper produzieren kann (okay, fast).

Bei Müllers hat’s gebrannt
Bei Müllers hat’s gebrannt‚ brannt‚ brannt.
Da bin ich hingerannt‚ rannt‚ rannt.
Da kam ein Polizist‚ zist‚ zist.
Der schrieb mich auf die List, List, List.
Die List, die fiel in ’n Dreck, Dreck, Dreck.
Da war mein Name weg, weg, weg.
Da lief ich schnell nach Haus, Haus, Haus.
Zu meinem Onkel Klaus, Klaus, Klaus.
Der Klaus, der lag im Bett, Bett, Bett mit seiner Frau Elisabeth.
Elisabeth war nackt, nackt, nackt.
Da haben wir gelacht, lacht, lacht.


(Abwechselnd in die Hände klatschen und über Kreuz in eine Hand des Gegenübers. Beim Dreiklang am Ende klatscht man gegenseitig in beide Hände.)


Aram sam sam
Bei der fünften Wiederholung wird’s zwar strapaziös für das elterliche Nervengerüst – aber sehen Sie’s positiv: Das Kind ist beschäftigt.

A (in die Hände klatschen)

ram sam sam (bei jeder Silbe mit den Händen auf die Oberschenkel klatschen)

A (in die Hände klatschen)

ram sam sam (bei jeder Silbe mit den Händen auf die Oberschenkel klatschen)

gulli gulli gulli gulli (mit den Unterarmen umeinanderkreisen)

ram sam sam (bei jeder Silbe mit den Händen auf die Oberschenkel klatschen)

Arabi, arabi (zweimal erst die Hände nach oben strecken und anschließend in die Knie gehen und den Boden berühren)

gulli gulli gulli gulli (mit den Unterarmen umeinanderkreisen)

ram sam sam (bei jeder Silbe mit den Händen auf die Oberschenkel klatschen)

(Anmerkung: Super ist auch das Kinderlied „Nashorn, Elefant und Krokodil“ von Reinhard Horn, das wir aus rechtlichen Gründen hier nicht abdrucken dürfen. Aber googeln Sie es mal – viel Spaß!)

Einhändig klatschen
Geht gar nicht? Geht ja wohl. Mit den Fingern kräftig auf die Handballen hauen. Richtige Profis schütteln die Hände so schwungvoll auf und ab, dass sie von selbst klatschen.

Grashalmpfeifen
Den größten Grashalm pflücken, den Ihr finden könnt, zwischen beide Daumen spannen und dann mit den Lippen dagegenpusten.

Der Achselpups
Hand mit dem Daumen nach oben unter die Armbeuge schieben, Hand krümmen und dann den Arm anwinkeln.

Auf zwei Fingern pfeifen
(Selbst wenn die Kinder es noch nicht schaffen: Solange Sie pfeifen, sind Sie der Star!)

Kleine Finger als Dreieck auf die Unterlippe legen, Zunge umklappen und nach hinten schieben. Nun das Fingerdreieck auf die umgeklappte Zunge legen – und pusten!