Als sie kürzlich schwimmen war im Harburger Hallenbad, da kam eine Frau auf sie zu und guckte tadelnd. „Was tragen Sie denn da?“, fragte sie. „Wollen Sie etwa in normaler Kleidung schwimmen gehen?“ „Nein“, sagte Filiz Özyurt, „fühlen Sie doch mal, der Stoff ist wie bei einem Badeanzug.“ Die Frau war beruhigt, drehte sich um und ging ihres Weges. Filiz Özyurt trug an diesem Tag einen Ganzkörperbadeanzug, einen Burkini. Das Kopftuch trägt sie seit der fünften Klasse. Denn Filiz Özyurt lebt nach den Regeln des Korans, sie ist gläubige Muslimin. Zum Interview empfängt die 26-Jährige in einem bordeauxroten längeren T-Shirt-Kleid, einer Strickjacke, Kopftuch, Turnschuhen. Sie sagt: „Für mich ist das Kopftuch eine ganz normale Kleidung, ich gehe ja auch nicht ohne Schuhe aus dem Haus.“ Und das entspricht einem Selbstverständnis, an dem man sich heutzutage ruhig orientieren darf – und sollte.
Filiz Özyurt wuchs in Hamburg-Wilhelmsburg auf, ihre Mutter ist Deutsche, „eine Birgit“, sagt Filiz und lacht, die Familie des Vaters wohnt in der Türkei. Ihre Mutter konvertierte nach Filiz’ Geburt zum Islam, trug erst Hidschab, also ein klassisch gebundenes Kopftuch, und seit ein paar Jahren Burka. Sie habe viel gelesen und sich schlussendlich dazu entschieden. Ihre kleine Schwester wiederum sagt, sie sei gläubig, trägt aber kein Kopftuch, das sei einfach nichts für sie. Stattdessen trägt sie Tattoos – und davon sehr viele. Eine ganz normale Familie, anno 2018.
Auffällig war die Nase …
Seit anderthalb Jahren arbeitet Filiz im kinderzimmer Inselpark in Wilhelmsburg als sozialpädagogische Assistentin. Anfangs kamen Kinder zu ihr, fragten: „Was hast Du denn da?“, und zeigten auf ihre Nase. Dort trug sie einen kleinen Ring, den sie aber irgendwann herausnehmen musste, weil er sich immer wieder entzündete. „Keines der Kinder hat mich je auf mein Kopftuch angesprochen“, sagt sie. Nicht einmal im Sommer, wenn sie sich besonders farbenfrohe Hidschabs um ihre Haare band. Auf ihren Wangenknochen glänzt Puder, ihre Wimpern hat sie getuscht. „Wenn es nicht so auffällig ist, finde ich es total okay, sich zu schminken“, sagt Filiz. Zu Hochzeiten oder Geburtstagen malt sie sich schon mal die Lippen an, sie habe schließlich auch Bedürfnisse. Und solange man im Reinen mit sich sei, finde sie es völlig in Ordnung, die Regeln des Korans für sich etwas freier zu interpretieren. Nach der Schule hat Filiz eine Ausbildung zur Krankenschwester begonnen, sich dann aber letztlich für die Arbeit im Kindergarten entschieden. Den Ausbildungsplatz damals habe sie auch wegen ihres Kopftuchs bekommen – nicht trotz, erzählt sie. Umso trauriger mache es sie, wenn sie von einer Bekannten höre, die sich als Kopftuch tragende Lehrerin beschimpfen lassen müsse. „Es ist doch nur ein Tuch, wir verstecken damit ja nicht unsere Gedanken oder uns selbst.“ Man brauche doch genau diese Menschen, die bereit seien, in sozialen Berufen zu arbeiten.
Sei, wie Du bist.
Im kinderzimmer thematisiert sie ihre Religion nicht. „Ich würde nie sagen: Ich bin Filiz, und ich trage ein Kopftuch, weil ich Muslima bin. Die Kinder sollen mich so kennenlernen, wie sie mich sehen möchten.“ Sie möchte ihren Blick auf die Dinge ungern beeinflussen. Auch spreche sie kein Türkisch mit den Kindern – allenfalls mal mit den Eltern, die weniger Deutsch verstehen. Sie freut sich außerdem, wenn sie sieht, wie dankbar die Eltern ihr gegenüber sind. „Ich bin froh, dass ich hier einfach so angenommen werde, wie ich bin“, ob sie nun eine andere Hautfarbe habe, übergewichtig sei oder eben eine andere Religion auslebe.
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